Mühlkreisbahn
"Wichtiger Baustein der Mobilitätszukunft"

Mit der Durchbindung zum Linzer Hauptbahnhof soll die Mühlkreisbahn eine Aufwertung erfahren.
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  • Mit der Durchbindung zum Linzer Hauptbahnhof soll die Mühlkreisbahn eine Aufwertung erfahren.
  • Foto: ÖBB/Laresser
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BezirksRundschau-Leser deponierten ihre Wünsche zur Zukunft der Mühlkreisbahn. Experten antworten.

BEZIRK ROHRBACH. Die Linzer Stadtbahn ist auf Schiene – und damit auch die Durchbindung der Mühlkreisbahn bis zum Hauptbahnhof. Staugeplagte Pendler aus dem Mühlviertel haben damit endlich eine Perspektive. Experten sind sich jedoch einig, dass parallel zu den Planungen der S-Bahn in Linz auch Konzepte für die Mühlkreisbahn zu entwickeln sind. Was braucht eine „neue“ Mühlkreisbahn, damit möglichst viele Menschen vom Auto auf den Zug umsteigen und das Angebot auch nutzen? Diese Frage haben wir unseren Lesern auf Facebook gestellt und viele spannende Vorschläge erhalten. Robert Struger und Klaus Falkinger von der Initiative „Pro Mühlkreisbahn“ und Johannes Großruck von der Klima- und Energiemodellregion Donau-Böhmerwald haben sich diese angesehen und erklärt, wo eine Umsetzung tatsächlich wichtig und sinnvoll ist.

Experten antworten Lesern

Parallel zu den Planungen der S-Bahn in Linz müssen Konzepte für die Mühlkreisbahn entwickelt werden. Dazu berieten sich kürzlich Klaus Falkinger (ÖVP), Bürgermeister von Kleinzell und Mitglied von "Pro Mühlkreisbahn", Betriebsratsobmann Thomas Eichlberger, Landtagsabgeordneter Günter Pröller (FPÖ) aus Lacken und Verkehrsexperte Robert Struger (v. l.). "Wir müssen jetzt schauen, dass wir verstärkt die regionalen Aufgaben für die Mühlkreisbahn lösen, damit sich auch für die Menschen hier etwas bewegt", sagt Falkinger. Mehr auf meinbezirk.at/4555082
  • Parallel zu den Planungen der S-Bahn in Linz müssen Konzepte für die Mühlkreisbahn entwickelt werden. Dazu berieten sich kürzlich Klaus Falkinger (ÖVP), Bürgermeister von Kleinzell und Mitglied von "Pro Mühlkreisbahn", Betriebsratsobmann Thomas Eichlberger, Landtagsabgeordneter Günter Pröller (FPÖ) aus Lacken und Verkehrsexperte Robert Struger (v. l.). "Wir müssen jetzt schauen, dass wir verstärkt die regionalen Aufgaben für die Mühlkreisbahn lösen, damit sich auch für die Menschen hier etwas bewegt", sagt Falkinger. Mehr auf meinbezirk.at/4555082
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  • Lange Fahrzeit reduzieren

Pro Mühlkreisbahn: Das ist sicher ein sehr wesentlicher Punkt der Attraktivierung. Allerdings wird er sich nicht auf einmal, sondern nur in mehreren Stufen realisieren lassen. Denn dazu bedarf es Verbesserungen der Linienführung und vor allem der technischen Sicherung und Auflassung von Eisenbahnkreuzungen. Das erfordert natürlich einen entsprechenden Zeitplan aufgrund der Projektierung, Genehmigungsverfahren – auch in landschaftlich sensiblen Gebieten – Finanzierung und Bauausführung. Dazu kommt, dass ja die Haltestellen bedient und Kreuzungen abgewickelt werden müssen. Alleine das erfordert mindestens 15 Minuten. Insgesamt wird es nur mit einer gemeinsamen Willensbekundung aller Beteiligten funktionieren.

Johannes Großruck: Das ist natürlich ein oberstes Ziel. Wenn man sich allerdings die Busfahrzeiten von Aigen-Schlägl nach Linz-Urfahr (1:39 vs. 1:28) ansieht, merkt man, dass hier bereits ein so großer Unterschied zwischen Bahn und Bus besteht, wie vielleicht oft nicht angenommen wird. Die Fahrt im Auto dauert für die Gesamtstrecke gut eine Stunde – kommt eine Verzögerung durch Stau, Baustelle oder Parkplatzsuche dazu, beträgt der Vorteil gegenüber der Zugfahrt nur noch wenige Minuten – bei höheren Kosten für das Auto und weniger Annehmlichkeiten. Die Fahrzeit der Mühlkreisbahn wird im Wesentlichen von Langsamfahrstrecken aufgrund zahlreicher landwirtschaftlicher Kreuzungen ausgelöst – wenn es hier zu einer Reduktion kommt, wird auch eine schnellere Fahrzeit bei bestehender Strecke möglich sein.

Geplante Fahrzeiten

  • Zweigleisiger Ausbau

Pro Mühlkreisbahn: Nur dort, wo er sinnvoll ist, etwa wenn es zur Abwicklung des Fahrplans (Taktverkehr) notwendig ist und hilft Fahrzeiten maßgeblich zu kürzen.

Johannes Großruck: Auf die Gesamtstrecke bezogen ist dies nicht wirklich ein Vorteil, da der Taktfahrplan ohnehin in einem so großen zeitlichen Abstand ist, dass sich die Züge selbst bei einem Stundentakt hier nicht gegenseitig blockieren.

  • Alle Langsamfahrstellen beseitigen

Pro Mühlkreisbahn: Langsamfahrstellen wurden bereits beseitigt, an der Auflassung bzw. Sicherung der Eisenbahnübergänge wird gearbeitet. Aufgrund der Vielzahl der Übergänge und auch der damit verbunden Änderung der Verkehrsführungen sowie der großen Anzahl von landwirtschaftlichen Übergänge mit Benützungsberechtigungen ist dies eine sehr herausfordernde Aufgabe, auch zeitlich.

Johannes Großruck: Daran wird bereits intensiv gearbeitet, vor allem die landwirtschaftlichen Übergänge müssen noch stärker zusammengefasst werden, um hier Gefahrenstellen zu entschärfen.

  • Verschiedene Schnellverbindungen einführen (nicht an allen Haltestellen Stopps, um die Fahrzeit vor allem für den Norden zu verkürzen)

Pro Mühlkreisbahn: Das wird im Rahmen der Konzeption des Fahrplanes in Verbindung mit einem optimalen Bahn-Bus-Konzept zu überlegen sein.

Johannes Großruck: Das wäre grundsätzlich für Tagesrandzeiten (Pendler) durchaus sinnvoll, um Berufspendlern einen zeitlichen Anreiz zu bieten.

  • Die erste Fahrt früher und schneller

Pro Mühlkreisbahn: Dies wird im Rahmen der Festlegung des Fahrplans zu prüfen sein. Die Bestellung des Verkehrs erfolgt durch die Gebietskörperschaft, also das Land OÖ.

Johannes Großruck: Wäre durchaus eine Überlegung, die man ausprobieren könnte.

  • Züge, die bis/von Aigen-Schlägl fahren, ab Rottenegg nur noch in Rottenegg, Walding, Ottensheim, Puchenau und Linz anhalten

Pro Mühlkreisbahn: Auch das wird im Rahmen der Fahrplan-Konzeption zu überlegen sein. Allerdings ist dies von den Verkehrsbeziehungen abhängig. Ein Zwang zum Umstieg wird nicht goutiert.

Johannes Großruck: Das könnte eventuell für Randzeiten sinnvoll sein, ähnlich den aktuellen Bus-Schnellverbindungen.

Johannes Großruck von der Klima- und Energiemodellregion Donau-Böhmerwald beschäftigt sich mit zukunftsweisender Mobilität im Bezirk. Auch die Erhaltung der Mühlkreisbahn bis Aigen-Schlägl ist ihm ein Anliegen: meinbezirk.at/4561790
  • Johannes Großruck von der Klima- und Energiemodellregion Donau-Böhmerwald beschäftigt sich mit zukunftsweisender Mobilität im Bezirk. Auch die Erhaltung der Mühlkreisbahn bis Aigen-Schlägl ist ihm ein Anliegen: meinbezirk.at/4561790
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  • Maximal bis Rottenegg fahren, mit Viertelstundentakt nach Linz / bis Rottenegg modernisieren, Rest zusperren und Rad- oder Busspur draus machen

Pro Mühlkreisbahn: Dies entspricht nicht der Konzeption eines in die Zukunft gerichteten Öffentlichen Verkehrs. Solche Projekte muss man auch langfristig denken – darum ist die Mühlkreisbahn für die Nachhaltigkeit eine wichtige „Lebensader“ in das Obere Mühlviertel.

Johannes Großruck: Eine Mühlkreisbahn, die nur bis Rottenegg fährt, nimmt dem oberen Mühlviertel einen wichtigen Baustein der Mobilitätszukunft. Insbesondere durch die Anbindung an den Hauptbahnhof wird die öffentliche Anreise auch für Gäste und Touristen zunehmend attraktiver werden – mit einmal Umsteigen von Wien, Salzburg, München direkt zum Böhmerwald. Der Bus kann diesen Komfort nicht leisten (Gepäck, rasche Umstiege, Kinderwagen-/Fahrradmitnahme, Rollstuhl, Sanitäranlage, Arbeitsmöglichkeit im Zug etc.). Entlang aufgelassener Strecken wie der „Haager Lies“ bereut man diese Jahrhundert-Fehlentscheidung. Auch würde man damit die Verkehrslawine entlang der B127 verschärfen und unserer Region langfristig eine wichtige Entwicklungsmöglichkeit nehmen. Wir würden damit im wahrsten Sinne den Anschluss an die Mobilitätslösungen der Zukunft verlieren. Die Anbindung an den Hauptbahnhof ist eine Jahrhundertchance für unsere Region und sollte deshalb jedenfalls bis nach Aigen-Schlägl mitgedacht werden.

  • Die derzeit tolle Busverbindung künftig nicht als parallele Konkurrenz behandeln, sondern sinnvoll als Ergänzung einbinden

Pro Mühlkreisbahn: Richtig! Bahn und Bus müssen sich ergänzen, dürfen nicht in Konkurrenz zueinander stehen. Wesentlich wird die Adaptierung des Verkehrskonzeptes sein, das dieses Miteinander bekundet und auch Zubringer zu den Haltestellen in stärkerem Maß berücksichtigt.

Johannes Großruck: Eine attraktive Bahnstrecke lebt von guten öffentlichen Anschlussverbindungen auf der sogenannten „letzten Meile“. Hier wäre ein Zubringersystem zu den teils entlegenen Haltestellen jedenfalls sinnvoll. Ob das durch Ausdünnung der bestehenden Busverbindungen entlang der B127 oder durch Ergänzungen mit Rufbussystemen etc. erfolgen soll, ist eine Planungsaufgabe.

  • Bessere Anbindung in der Stadt

Pro Mühlkreisbahn: Wurde durch die Einigung auf das Stadtbahnkonzept festgelegt. Die Mühlkreisbahn wird auf der neuen Stadtbahn mit dem Hauptbahnhof (via Neue Eisenbahnbrücke – Krankenhausviertel – Designcenter) verbunden (S-Bahnlinie 6).

Johannes Großruck: Der Mühlkreisbahnhof in Urfahr liegt direkt an der Straßenbahn, das ist grundsätzlich eine gute Anbindung – eine wirkliche Verbesserung wird hier erst durch die direkte Anbindung an den Hauptbahnhof zu erwarten sein.

  • Durchbindung in Linz über das Industriegebiet und den Stadthafen statt neben Straßenbahnen

Pro Mühlkreisbahn: Die vereinbarte Stadtbahntrasse verläuft unabhängig von der Straßenbahn und bindet das Krankenhaus-, Hafen- und Industrieviertel optimal an. Es wurde in enger Zusammenarbeit mit den Vertretern der Arbeitnehmer in diesem Gebiet geplant. Die Stadt Linz optimiert bzw. ergänzt ihr Busnetz in Abstimmung mit der Stadtbahn.

Johannes Großruck: Die geplante Linienführung der neuen Stadtbahn ist durch gute Anschlusspunkte auch mit Industriegebiet und Stadthafen verbunden.

  • Vernünftige Park & Ride an der Strecke

Pro Mühlkreisbahn: Dies wird ein wesentlicher Punkt eines funktionierenden Verkehrskonzeptes sein, ebenso wie die Optimierung der Anschlüsse an die Ortszentren („last mile“).

Johannes Großruck: Eine Aufwertung der Park & Ride-Möglichkeiten insbesondere bei den nördlich von Kleinzell gelegenen Haltestellen ist sicher ein wichtiger Schritt für eine Attraktivierung des Angebots.

  • Sitzplatzreservierungen

Pro Mühlkreisbahn: Sind im reinen Regionalverkehr nicht üblich. Für Gruppen sind sie allerdings schon derzeit möglich.

Johannes Großruck: Derzeit wohl aufgrund der geringen Auslastung insbesondere ab Rottenegg keine dringende Notwendigkeit.

"Massiv aufgewertet und attraktiviert"

Robert Struger, Verkehrsexperte und Berater der Arbeitsgruppe „Pro Mühlkreisbahn" sieht den „Fahrplan“ bzw. die Vorgehensweise als richtig und nachhaltig an. Für Klaus Falkinger, Sprecher der Initiative und Bürgermeister von Kleinzell, ist die Elektrifizierung der Mühlkreisbahn ebenfalls ein wesentlicher Teil eines erfolgreichen Konzepts. Infrastruktur-Landesrat Günther Steinkellner weist darauf hin, dass die Regionalbahnstrecken in Oberösterreich noch vor wenigen Jahren von Einstellungen und Kürzungen bedroht waren. Auch die Mühlkreisbahn sollte nur noch zwischen Urfahr und Rottenegg verkehren, der weiterführende Abschnitt nach Aigen-Schlägl sogar eingestellt werden. Es habe einiges an Kraft, Zeit und Verhandlungsgeschick gekostet, um diese Verschlechterungen zu verhindern, doch der Einsatz habe sich gelohnt: "Unsere Bahnstrecken bilden das Rückgrat des Öffentlichen Verkehrs und werden nun massiv aufgewertet und attraktiviert. Für die Mühlkreisbahn bedeutet das: Die Langsamfahrstellen wurden saniert, zahlreiche Stationen werden modernisiert, die Strecke elektrifiziert und die Sicherheit an Eisenbahnkreuzungen weiter gehoben. Vor allem wird sie aber durch die Landeshauptstadt verlängert und an den Linzer Hauptbahnhof angeschlossen.“

Größter Ausbau im Öffi-Verkehr

Es ist das größte Ausbauprojekt des öffentlichen Verkehrs der Nachkriegsgeschichte in Oberösterreich: die Linzer Stadtbahn. Zum einen soll dabei die aus Rohrbach kommende Mühlkreisbahn über die neue Donaubrücke bis zum Hauptbahnhof durchgebunden werden (S6). Zum anderen soll nördlich der Donau ein Ast abzweigen, der bis nach Pregarten verlängert wird (S7). Das Projekt wird insgesamt 540 Millionen Euro kosten. Bund, Land und Stadt haben sich kürzlich auf eine gemeinsame Finanzierung geeignigt. Die ersten Planungsaufträge sollen bereits mMitte des Jahres vergeben werden. Die ersten Planungs- und Baumaßnahmen ab diesem Jahr sollen die Strecken zwischen dem Linzer Hauptbahnhof und den Universitätskliniken sowie von der Mühlkreisbahn über Urfahr-Ost bis Auhof sein.

Umfrage
Was braucht die Mühlkreisbahn, damit sie als Verkehrsmittel für Sie in Frage kommt?
Kürzere Fahrzeiten (16 Stimmen)
48,48 %
Mehr Verbindungen (9 Stimmen)
27,27 %
Sitzplatzreservierung (0 Stimmen)
WLan (0 Stimmen)
modernere Waggons (2 Stimmen)
6,06 %
attraktivere Haltestellen (6 Stimmen)
18,18 %
Teilnahme nicht mehr möglich.
Weitere Informationen zur Teilnahme an Aktionen und zur Datenschutzinformation findest Du hier.
Diese Umfrage ist seit dem 20. Mai 2021 um 12:00 Uhr beendet.
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